Frühmittelalter ca. 500-1100

Allgemein wird das Mittelalter oft in drei Epochen eingeteilt. Das Frühmittelalter erstreckte sich ungefähr von dem 6. bis zum 11. Jahrhundert und ist, wie der Name schon sagt, die erste dieser drei Epochen. Zu diesen Zeiten spielte Kleidung eine ganz andere Rolle in der Gesellschaft, als wir es heutzutage gewohnt sind. Im frühen Mittelalter machte die Kleidung die Standeszugehörigkeit ihres Trägers deutlich. Es gab klare Vorgaben, welche Farben und Kleidungsstücke die niederen Stände tragen durften und welche den höheren Ständen vorbehalten waren.

Die frühmittelalterliche Kleidung der adeligen und der niederen Stände

Die Adeligen im Frühmittelalter sahen ihre Kleidung als Statussymbol. Daher legten angehörige dieses Standes größten Wert darauf, das ihre Kleidung aus den teuersten Materialien gefertigt war. Gern benutzten sie z.B. mit Gold- oder Silberfäden bestickte Seide. Jeder andere konnte so erkennen, dass er einem Adeligen gegenüberstand.

Außerdem wurden gern lange Roben und Kleider getragen, deren Schnitte Unmengen an Stoff verschlangen. Denn je mehr Stoff man zur Schau tragen konnte, desto reicher galt man. Die niederen Stände konnten sich so etwas nicht leisten. Sie benutzten reichlich vorhandene und regional gewonnene Materialien für ihre Kleidung, wie z.B. Leinen oder Wolle. Ihre Kleidung musste für harte Arbeit geeignet sein, weshalb Schnitt und Optik meist bequem und zwecktauglich ausgerichtet waren.

Funde von Kleidung aus dem Frühmittelalter

Zur Erforschung der Kleidung im Frühmittelalter werden meist archäologische Funde, z.B. bei Ausgrabungen von Gräbern, ausgewertet. Da im Frühmittelalter allerdings nur organische Materialien für Kleidung verwendet wurden, vielen die meisten Originale dem natürlichen Zersetzungsprozess zum Opfer.

Aus diesem Grund wurden bis jetzt nur sehr wenige Textilien aus dieser Zeit gefunden. Ein rekonstruierbarer Textilüberrest stammt aus einem Moor in Bernuthsfeld und wurde 1907 aus dem Grab eines Mannes geborgen. Später stellte sich heraus, dass dieser Leichnam die bisher einzige gefundene Moorleiche des Frühmittelalters darstellt.

Seine Kleidung ist besonders gut erhalten geblieben. Er trug ein Obergewand, das sehr stark geflickt wurde und aus verschiedenen Materialien bestand. Zusätzlich trug er einen großen, deckenartigen Umhang.

Allerdings kann man durch Funde in Gräbern nur sehr bedingt auf die tatsächliche Kleidung des Trägers schließen, da nicht bestätigt ist, ob es sich bei der Kleidung im Grab um Alltagskleidung oder besondere Bestattungsgewänder handelt.

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