Ritter üben seit Jahrhunderten eine Faszination auf Mittelalterfans aus und tauchen in vielen Geschichten als edle Recken auf, egal ob im Film, Buch, Computerspiel oder LARP. Sie tragen meist glänzende Rüstungen, reiten auf prachtvollen Schlachtrössern und blicken auf den Pöbel herab - so das Klischee in vielen Köpfen, doch wo verschwimmen die Grenzen zwischen historischen Fakten und Realität?
Je nach historischer Epoche bezeichnet der Begriff “Ritter” den Berufsstand des Beamten und berittenen Berufskriegers, einen Mann ehrbaren Auftretens oder den später anerkannten Adelsrang. Trotz der landläufigen Annahme, ein Ritter sei zwingend reich und würde seinen Adelsrang zwangsläufig an seine Nachkommen vererben, gab es viele Ritterfamilien, die arm waren und das Geld für den eigenen Ritterschlag oder den ihrer Söhne nicht dauerhaft aufbringen konnten. Sie waren Edelknechte. Manche gescheiterten Ritter schlugen sich auch z.B. als Söldner (“Heckenritter”) durch oder besetzten gewaltsam Burgen, deren Unterhalt sie sich nicht leisten konnten und überfielen das Umland (“Raubritter”). Auch religiöse Rittergruppen mit wieder eigenen Symbolen und Regeln sind überliefert (“Ordensritter”).
Historische Fakten über Ritter bieten also einen ganzen Haufen Inspiration für phantastische Ritterkonzepte.
Der Ritter auf Abenteuer
Durch ihre Wurzeln im Beamtenstand (später Adelsstand) genossen Ritter gesellschaftliche Privilegien wie den Zugang zu besserer Bildung als der Durchschnitt. Oft konnten sie Lesen und Schreiben und waren zusätzlich zum Schwertkampf in höheren Künsten wie Redekunst, Etikette, Tanz und militärischen Manövern geschult. Ritter waren meist fähige Berufskrieger, konnten aber durch ihre Bildung zusätzlich fähige Diplomaten und Anführer sein.
Ritter schließen sich einer Abenteuergruppe aus verschiedenen Gründen an. Manche suchen selbst Ruhm und Ehre, manche wollen die beschädigte Reputation ihrer Familie wiederherstellen. Andere möchten ihre Liebste ganz klassisch mit Heldensagen über ihre glorreichen Taten beeindrucken und wieder andere einfach nur ihre Kasse mit Goldschätzen füllen. So oder so - ein Ritter kann ein wertvolles Mitglied einer Heldengruppe sein, oder auch ihr schlimmster Widersacher.
Was macht ein gutes Ritterkostüm aus?
Da Ritter ab dem 11. Jahrhundert aus Beamten entstanden, sich im Hochmittelalter immer mehr zum Adelsstand (“Ritterstand”) entwickelten und später als solcher anerkannt wurden, trägt der typische Ritter auch Kleidung aus den Epochen des Hoch- und Spätmittelalters Mitteleuropas. Da Ritter in der Regel berittene Krieger waren, trugen sie bei der Arbeit entsprechend reittaugliche Kleidung, wie z.B. mittig geschlitzte Tuniken und weite Mäntel. Oft gehört auch ein Familienwappen zum Idealbild des glaubhaften Ritters, das strengen mittelalterlichen Heraldikregeln folgt - Für einen Fantasy Ritter können diese Regeln leicht auf ein individuelles Wappendesign angewendet werden.
Fantasy Ritter können zwar die Freiheiten des Fantasy Genres ausnutzen, eine grundlegende Recherche über historische Tatsachen ist für eine glaubhafte Ritterdarstellung allerdings sehr hilfreich, um nicht auf Hollywoodmythen hereinzufallen.